Chronik der Familie Paffrath

Geschichtlicher Überblick
Bergisch Gladbach – Paffrath

Der Kreis Mülheim am Rhein bildet den nordwestlichen Teil der rechtsrheinischen Hälfte des Regierungsbezirks Köln. Seine Nachbarn sind im Norden die dem Regierungsbezirk Düsseldorf angehörigen Kreise Solingen und Lennep, im Osten der Kreis Wipperfürth, im Süden der Siegkreis - im Westen, jenseits des Rheines liegen der Landkreis und der Stadtkreis Köln; zu dem letzteren gehört auch das in den Kreis Mülheim 'einschneidende Gebiet von Deutz und Kalk. Der Kreis umfasst die Städte Mülheim und Bergisch-Gladbach sowie sieben Landgemeinden mit einer Einwohnerzahl (nach der Zählung von 1895) von 91325 Seelen.

Schon in der Zeit der Römerherrschaft ist das Gebiet des jetzigen Kreises ziemlich dicht besiedelt. Den Hauptstützpunkt am rechten Rheinufer bildete hier natürlich Deutz mit seinem Kastell. Die rechtsrheinische Landschaft ist in dieser Periode von den Ubiern besetzt, auf die dann später wahrscheinlich die Usipeter und Tenkterer folgen. Eine ganze Reihe von Strassen und alten Heerwegen liefen auf Deutz und das benachbarte Mülheim zu. Vor allem gab das Gebiet des Kreises die Baumaterialien für die lebhafte Bauthätigkeit in Köln: In Dünnwald und Gladbach haben die Römer Steine gebrochen und Kalk gegraben - in den alten Steinbrüchen sind wiederholt römische Münzen gefunden worden. Bei Overath, im Heidenkeller bei Volberg suchten die Römer nach Bleierzen. Den besten Beweis von der Intensität der Besiedelung des Landes in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung geben aber noch heute die Gräberfelder, die in einer fast ununterbrochenen Folge den leichten Abhang, der sich um Deutz zieht, bedecken. Es sind durchweg Brandgräber - die Grabhügel beginnen erst jetzt rascher zu verschwinden. Auf der Thurner Hardt, der Idelsfelder Hardt, bei Heumar, Lüderich, Overath, Hasbach, auf der Wahner Haide ist noch heute eine Fülle von Hügelgräbern erhalten.

Erst langsam breitet sich im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum unter die Ripuarier am rechten Rheinufer aus. Das jetzige Gebiet des Kreises gehört in der Zeit der fränkischen Könige zum Deutzgau, der auch einen Teil der Kreise Solingen und Wipperfürth umfasst; nur die beiden Bürgermeistereien Rösrath und Overath gehören zum Auelgau. Schon in der Karolingerzeit werden hier eine Reihe von königlichen Höfen gezählt: Bensberg, Gladbach, Flittard, Herl, Merheim, Mülheim, Paffrath Urbach - auch die ausgedehnten Forsten : der Buchenwald, der Frankenwald, der Königsforst, unterstanden königlicher Verwaltung. Kaiser Otto III. schenkte das Schloss Deutz und den ganzen Deutzgau an den Erzbischof Heribert von Köln. Doch lebt der Deutzgau noch Jahrhunderte lang weiter fort als das Deutzer Dekanat, das bis zum Ende des i8. Jahrhunderts das Gebiet des ganzen jetzigen Kreises umfasste. Erst im 19. Jahrhundert tritt an seine Stelle das Dekanat Mülheim, das die sämtlichen Pfarren des Kreises einschließt.

Der kirchliche Mittelpunkt dieses rechtsrheinischen Gebietes wird seit dem Beginn des 2. Jahrtausends Deutz, wo Erzbischof Heribert im Jahre 1003 die Benediktinerabtei stiftet. Die Abtei wird mit fünf Dörfern der Nachbarschaft dotiert: Kalk, Vingst, Rolshoven, Poll, Westhoven; der Ort Deutz selbst wird eine dem Kloster gehörige Freiheit. Aber schon am Ende des 11. Jahrhunderts geht das Territorium des Kreises von den Erzbischöfen von Köln an eines der im Hinterlande rasch erstarkten Dynastengeschlechter über, an die Grafen von Berg - und das Land bildet von nun an einen Teil der jungen Grafschaft Berg.

Das nächste Jahrhundert brachte zwei weitere kirchliche Stiftungen. Im Jahre 1117 entsteht in Verbindung mit Steinfeld das Prämonstratenserkloster Dünnwald, im Jahre 1133 wird von den Grafen Eberhard und Adolf von Berg ein Cistercienserkloster in dem alten Stammschloss des Geschlechtes an der Dhün gestiftet, das Kloster Altenberg, das nach wenigen Jahren von dem Berge in das Thal verlegt wird - im Jahre 1145 schon wird hier die neue Kirche eingeweiht. Um dieselbe Zeit schaffen sich die Grafen von Berg auch einen festen Stützpunkt in dem Lande. die Burg Bensberg. An der Spitze der gräflichen Burgmannen erscheint hier ein Ministerialengeschlecht des gleichen Namens, das erst im Beginn des 15. Jahrhunderts erloschen zu sein scheint. Bensberg wird jetzt der politische Mittelpunkt. Das Schloss ist der Sitz des Amtsmannes des Amtes Bensberg, zu dem am Ende des 14. Jahrhunderts die Pfarrdörfer Odenthal, Paffrath, Stammheim, Bensberg, Dürscheid, Porz, Vollberg, Lülsdorf, Mondorf, Bergheim gehören. Erst später kommen Wahn, Immekeppel, Flittard hinzu; zugleich sondern sich Lülsdorf, Volberg, Mondorf, Bergheim als Amt Lülsdorf ab. Der Bensberger Amtsbereich umfasst im 14. Jahrhundert drei Gerichte, zu Porz, Bensberg und Odenthal. Das Gericht zu Porz wächst sich allmählich zum Hauptgericht auf dem ganzen linken Wupperufer aus, so dass jetzt auch der Sitz des Amtmanns dorthin verlegt wird - nur die Kellnerei bleibt zu Bensberg.
Und endlich fallen in die gleiche Zeit die Anfänge von Mülheim, das später zum Hauptort des Kreises werden sollte. Durch Mülheim führte von Alters her der Heerweg aus dem Bergischen nach Köln - auch heute noch münden die alten Strassen des Bergischen Landes in Mülheim, nicht in Deutz.

Das 12. Jahrhundert stellt zugleich die erste große Blüteperiode zumal für den Kirchenbau in dem Gebiet des Kreises dar. Nur wenige Bauwerke gehen über diese Zeit zurück, so die merowingischen Reste in Zündorf. Die alte Kirche in Refrath ist der älteste der noch bis in unsere Zeit erhaltenen Bauten; dann folgen die Kirchen zu Ober- und Niederzündorf, zu Heumar, zu Overath, zu Odenthal und endlich die Klosterkirche zu Dünnwald. Die größte Anlage dieser Gattung war die erste Klosterkirche im Thale zu Altenberg, von der nur die Fundamente in unserem Jahrhundert wieder aufgedeckt sind; sie mochte wohl für die benachbarten Kirchlein ein Schema darstellen. Die Bauten gehören jener großen über das ganze bergische Land verstreuten Gruppe von einfachen romanischen Kirchen an, die in den benachbarten Kreisen des Regierungsbezirks Düsseldorf vor allem durch die Kirchen zu Gruiten, Düssel, Wülfrath, Richrath, Monheim vertreten sind; einzelne der Bauten des Kreises, die Kirchen zu Dünnwald und Odenthal, zeigen den schlichtesten Typus der flachgedeckten Pfeilerbasilika. Dagegen ragt in den Kirchen zu Herkenrath und Paffrath, die beide das gebundene romanische System und dabei Stützenwechsel aufzuweisen haben, wohl der westfälische Einfluss in die Rheinprovinz hinein.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts schon hält dann die Frühgothik hier ihren Einzug: als einer der ersten Sprösslinge der neuerstandenen Kölner Domhütte entsteht die neue Abteikirche zu Altenberg, zu der am 3. März 1255 in Gegenwart des Gründers des Kölner Domes, des Erzbischofs Konrad von Hochstaden, Graf Adolph V. von Berg den Grundstein legt. Das langsam emporwachsende Werk Meister Walter's, dessen Langhaus erst am Ende des 14. Jahrhunderts zu Ende geführt wurde, ist die frischeste und künstlerisch vollendetste Leistung der Kölner Gothik - der graue Riesenbau in der heimlichen Einsamkeit des Dhüntales offenbart noch heute die feinsten und köstlichsten Reize dieses jugendlichen Stiles : erst den letzten Jahren ist es vergönnt gewesen, dem verlassenen bergischen Dom die künstlerische Auferstehung zu bringen.

Die unmittelbare Nähe der Stadt Köln brachte seit dem 13. Jahrhundert dauernde Streitigkeiten mit sich. Die Reibungsfläche war hier zu groß, als dass Konflikte hätten vermieden werden können. Seit dem 13. Jahrhundert wird immer und immer wieder der Versuch gemacht, auf dem bergischen Gebiet feste Punkte der Stadt Köln gegenüber zu schaffen. Deutz hat eine ganze Folge von Befestigungen aufzuweisen. Im Jahre 1286 wird mit der Stadt Köln ein Vertrag geschlossen, in dem sich die Grafen von Berg verpflichten, niemals zwischen der Siegmündung und der Wuppermündung eine Befestigung anlegen zu wollen. Trotzdem wird im 15. Jahrhundert und noch im Beginn des 17. Jahrhunderts immer wieder versucht, Mülheim zu befestigen - aber die Versuche werden ebenso oft vereitelt. Die Zerstörung Mülheims im Jahr 1615 hat die ganze Stadt für mehr als ein Jahrhundert lahm gelegt. Erst von dem Beginn des 18. Jahrhunderts datiert dann der neue Aufschwung von Mülheim, zumal seitdem die Industrie hier einen Mittelpunkt fand. Die protestantischen Emigranten, die aus Köln über den Rhein zogen, wie schon früher die aus Frankreich, brachten nach Mülheim und Bergisch-Gladbach neue industrielle Kräfte. Zugleich wird Mülheim der Stapelplatz für das bergische Hinterland am Rhein, aber die Rivalität mit Köln besteht fort, das die aufstrebende Nachbarstadt noch immer in der Entwicklung hemmt.
Die Fehden zwischen Köln und Berg haben besonders unter dem kriegerischen Herzog Adolf I. dem flachen Lande tiefe Wunden geschlagen. In der Schlacht auf der Wahner Haide im Jahre 1413 wurden die Bergischen von den Truppen der Grafschaft Moers geschlagen; in den folgenden Jahren fielen die beiden Feinde abwechselnd in das gegnerische Gebiet ein und verwüsteten es ; erst Kaiser Sigismund brachte 1417 eine Aussöhnung zustande: die Befestigungen von Mülheim und Deutz mussten fallen.

Mit dem Erlöschen des alten Bergisch-Jülichschen Herrscherhauses im Jahre 1511 geht dann auch dieses älteste Stammland des bergischen Geschlechtes an die klevisch-märkische Linie über: es teilt seitdem die Geschicke des Herzogtums Berg, geht nach dem jülich-bayrischen Erbfolgekrieg weiter an die pfälzisch-neuburgische Linie über. Im dreissigjährigen Kriege hatte das Land unter den Durchmärschen fremder Truppen schwer zu leiden, zumal die Jahre 1621-1623 bedeuten für das rechtsrheinische Gebiet eine dauernde Leidenszeit. Noch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hatte sich das Land nicht völlig von diesen Bedrängnissen und Plünderungen erholt. Wieder brachte der Anfang des 18. Jahrhunderts dem flachen Lande Zerstörungen und Brandschatzungen. Der Erzbischof Joseph Clemens von Köln und die französischen Truppen waren in das bergische Gebiet eingefallen. Das Schloss zu Lülsdorf, die Dörfer Porz, Zündorf, Urbach wurden verbrannt und geplündert, Merheim, Dünnwald, Schlebusch, Gladbach schwer mitgenommen - erst im April 1703 wurden die französischen Scharen durch den Kurfürsten Johann Wilhelm vertrieben.

Der Kurfürst Johann Wilhelm hat aber zugleich eine neue Blüte für sein Land heraufgeführt. Der Kreis Mülheim enthält das schönste und vollendetste Denkmal, das die italienische Kolonie seiner Hofkünstler hinterlassen hat: das von dem Grafen Matthäus de Albertis, dem Oberbaudirektor des Kurfürsten, im Jahre 1710 errichtete neue Schloss zu Bensberg, das von den erlesensten Künstlern des Hofes, von Pellegrini, Zanetti, Bellucci, Weenix ausgestattet wurde. Die barbarische Umgestaltung des Schlosses zum Kadettenhaus in den Jahren 1838-1842 hat die Stuckarbeiten und Malereien zum größten Teil zerstört ; nur wenige Reste geben noch Kunde von der einstigen Pracht.

Im Herbst des Jahres 1794 hatten die Franzosen den Rhein überschritten und ergossen sich nun plündernd in das bergische Land. Die Regentschaft über das Kurfürstentum war 1799 nach dem Tode des kinderlosen Karl Theodor an den Herzog Max Joseph von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken übergegangen. Schon am 15. März 18o6 musste aber das Herzogtum an Napoleon abgetreten werden, der es noch am selben Tage dem Prinzen Joachim Murat überwies - schon am 15. Juli 1808 fiel das neue Grossherzogtum Berg wieder an Frankreich. Mülheim bildete in dieser Zeit den Hauptort eines zum Rheindepartement gehörigen Arrondissements, das die beiden Kantone Mülheim und Bensberg umfasste.

Im November 1813 nahmen die Verbündeten von dem Großherzogtum Besitz; die ehemals pfalz-bayerischen Besitzungen bildeten jetzt das Generalgouvernement Berg, bis das Land am 5. April 1815 endgültig an Preußen kam. Bald darauf schon wurden die Provinzialbehörden eingerichtet; der Kreis Mülheim wurde der neugebildeten Königlichen Regierung in Köln zugewiesen und in seinem gegenwärtig noch bestehenden Umfange abgegrenzt. Es wurde ihm der ganze Kanton Bensberg, der Kanton Mülheim, mit Ausnahme der zum Landkreise Köln geschlagenen Bürgermeisterei Deutz, und endlich die Gemeinde Overath vom Kanton Lindlar überwiesen.

Der Kreis zerfällt in zwei ziemlich scharf von einander geschiedene Hauptabschnitte von ungefähr gleicher Größe, einen gebirgigen östlichen und einen flachen westlichen. In dem ebenen Flachland finden sich die regelmäßigen Diluvialablagerungen: auf einer Unterlage von Kies und Sand eine dicke Lehm- und Mergelschicht. Der bergige Teil gehört dem Übergang des sauerländischen Gebirges zur Rheinebene an. Das Gebirge lieferte eine ganze Reihe von brauchbaren Baumaterialen : Thonschiefer, Grauwackensandstein und Grauwackenschiefer, wozu am westlichen Abhang der Höhen noch ein Streifen von Kalkstein kommt, der sich über die ganze Bürgermeisterei Gladbach erstreckt, die Bürgermeisterei Odenthal berührt und dann in östlicher Richtung verläuft. In dem Flachlande herrschen dagegen die auf dem Strom verschifften mittelrheinischen Baumaterialien, der Tuffstein und der Trachyt vor, bis endlich das ganze Uferland mehr und mehr dem Backsteinbau sich zuneigt.


Stadtgeschichte von Bergisch Gladbach – Paffrath
Zeittafel

700
Beginn der planmäßigen und stetigen Besiedlung des Bergisch Gladbacher Raumes. 

Anf. 9. Jhdt.
Bau einer ersten Holzkirche in Refrath.

957
Erwähnung eines "castrum banni", einer Befestigungsanlage im Bereich von Bensberg.

1139
In einer Schenkungsurkunde wird der Name "Benesburc" erwähnt.

1160
Clemenskirche in Paffrath. Die noch heute ein Blickfang und die älteste Dorfkirche in Bergisch Gladbach ist. Dank intensiver denkmalpflegerischer Fürsorge ist die frühromanische Kirche bis heute gut erhalten. Paffrath hat aber nicht nur eine sehenswerte Kirche zu bieten, sondern insbesondere die Nähe zum Erholungsgebiet Paffrather Mühle und Diepeschrather Mühle sind hervorzuheben.

um 1200
Errichtung der heutigen Refrather Taufkirche.

1350
Bensberg wird Sitz eines "Amtes".

um 1355
Erstes Gebäude der Johanniter-Komturei in Herrenstrunden entsteht (später Malteser-Komturei).

1406
Schlacht bei Bensberg. Zerstörung der Burg durch Brand. Wiederaufbau durch Adolf VII. Herzog von Berg (1408-1437).

1582
Der Kölner Bürger Philipp von Fürth erhält die Erlaubnis, den Schleifkotten auf dem Nabbenseifer Gut in eine Papiermühle umzuwandeln.

1595 
Hochwasserkatastrophe am Rhein. Rund 3,5 m über den normal Kölner Pegel. So manches Haus war völlig in den Fluten verschwunden.

1595
Bau der späteren Gohrsmühle durch Stephan Jacobs vollendet.

1609 - 1679 
Der Erbfolgestreit: Johann Wilhelm I. aus dem Hause Kleve, starb 1609, ohne Kinder zu hinterlassen. Nun entstand um sein großes Erbe ein langjähriger Streit zwischen dem zur reformierten Religion übergetretenen Kurfürsten von Brandenburg und dem katholischen Pfalzgrafen von Neuburg. Holländer, zur Unterstützung des Kurfürsten herbeigerufen, und kaiserliche Truppen (der Kaiser stand auf der Seite des Pfalzgrafen) überfluteten nun das Land, welches schwer zu leiden begann.

1614 
Erst mit dem 1614 geschlossenen Vertrag zu Xanten kehrte Ruhe ein. In früheren Zeiten wurde die Bevölkerung im Zuge der Einquartierungen von den Soldaten arg drangsaliert. Wilhelm von dem Bottlenberg gen. Kessel gründet im oberen Strundetal die Papiermühle Dombach.

1618 - 1648
Während des Erbfolgestreites wütete in Deutschland der Dreißigjährige Krieg, der für unsere Heimat von furchtbaren Leiden begleitet war. Durchzüge und Einquartierungen diverser Armeen wechselten sich ab. Die Spanier, die Verbündeten des Kaisers, waren von 1622 - 1625 die ersten, die das Land heimsuchten. Die Bewohner wurden misshandelt und ausgeplündert, so dass sie zeitweise in die Berge und Wälder flüchten mussten. Von 1625 an hausten die Hessen, seit 1632 die Schweden in unserer Gegend. Nach ihnen waren wieder die kaiserlichen Truppen die Bedrücker unserer Heimat. Kirchen und Güter wurden geplündert, die Leute wie das Vieh gehetzt und verfolgt.
Die schlimmsten Kriegsjahre für unsere Gegend waren 1642 und 1643, wo der Kriegsschauplatz sich hier am Rhein befand. In diesen Jahren taten sich vor allem die französischen Kriegsknechte als Volksbedrücker hervor. Doch nicht nur die Soldaten, auch Räuberbanden trieben in jenen Zeiten ihr Unwesen.

1666 
Allerdings dürften die Menschen auch in den Folgejahren nie ganz zur Ruhe gekommen sein. So wütete seit dem Sommer 1665 die Pest im Rheinland. Rund 10.000 Menschen sollen allein in Köln der Epidemie zum Opfer gefallen sein. Erst im Spätsommer 1666 ebbte die Pest allmählich ab.

1672 
In dieser Zeit führte Ludwig XIV. von Frankreich seine berüchtigten Raubkriege durch. Am schlimmsten war es im Jahre 1672. In den Akten des Amtes Porz, zu dem auch der Landkreis Mülheim (bis einschl. Stammheim) zählte, kommen Aufzeichnungen vor, die den Greueltaten des Dreißigjährigen Krieges nicht nachstehen. Die Franzosen fielen von Deutz und Kaiserswerth aus ins Land ein und durchplünderten es nach allen Richtungen. Viele wertvolle Urkunden, die den Dreißigjährigen Krieg überdauert hatten, gingen dabei verloren. Wieder flüchteten die Dorfbewohner vor den Misshandlungen in die Wälder.

1679 
Sehr schlimm wurde es dann noch einmal im Jahre 1679. Die Plünderung war so allgemein und ging so ins kleinste, dass die Einwohner gar nichts behielten. Vor allem die Frauen und Mädchen hatten viel zu erleiden.

1688 
In ''Die Chronik Kölns'' ist folgende Begebenheit nachzulesen: 
„Vor Köln wird ein Wal gesichtet, der sich in den Rhein verirrt hat - 'ein wunderliches Wasser-Thier', wie ein Beobachter notiert. Unter den Augen Tausender Schaulustiger schwimmt der Wal rheinaufwärts. In den Septembertagen passiert er 'mit großem Gebrüll und Brausen, so stark und geschwind, wie ein Pferd laufen kann' Köln und die kurfürstliche Residenz Bonn. In den folgenden Wochen nimmt er seinen Weg stromaufwärts bis zum Oberrhein. Überall, wo das Tier auftaucht, wie in Straßburg und Basel, erregt sein Erscheinen großes Aufsehen. Im Frühjahr 1689 kehrt das Tier, das fast sieben Meter lang sein soll, zum Mittel- und Niederrhein zurück. Hier ereilt ihn indessen sein Schicksal: Am 8. April wird der Wal auf einer Rheininsel zwischen Stammheim und Niehl, eine gute Wegstunde unterhalb von Köln, tot angeschwemmt. Sein Kadaver weist drei Einschüsse auf, einen im Kopf, zwei in der rechten Seite. Von den Tätern fehlt jede Spur.“

1703-1716
Bau des neuen Schlosses von Bensberg durch Kurfürst Johann Wilhelm II. Nach dessen Tod im Jahre 1716 werden die Bauarbeiten eingestellt; der Innenausbau bleibt unvollendet.

1717
Beginn der Braunkohlenförderung in der Grube "Zederwald" bei Bergisch Gladbach.

1738
Aufnahme des Eisen-, Kupfer-, Blei- und Quecksilberbergbaus rund um Bensberg.

1744
Besuch Goethes in Bensberg.

1750
Bau des neuen Herrenhauses der Burg Blegge.

1756 - 1763
Nach einigen Jahrzehnten relativer Ruhe, sicherlich hier und da unterbrochen von Missernten und nachfolgenden Hungersnöten, brach der Siebenjährige Krieg zwischen Maria Theresia und Friedrich II. von Preußen aus. Wieder wurde unser Land von fremden Truppen heimgesucht. Einquartierungen, Kriegssteuern, Lebensmittel- und Futterlieferungen, Plünderungen und Misshandlungen der Bewohner, vor allem der Frauen, waren an der Tagesordnung. In diesen beiden Jahren wurde unsere Gegend von einer pestartigen Ruhr heimgesucht.

1780
Besuch des 10 jährigen Beethoven in Bensberg.

1795 – 1801
Im Jahre 1789 brach die Französische Revolution aus. 1795 gingen die Franzosen über den Rhein, zogen von Düsseldorf nach Süden, überschritten die Wupper und standen nun in im Lande. Ihr Marsch ging nach Mülheim. Die Kaiserlichen stellten sich ihnen bei Flittard entgegen und warfen sie dreimal zurück. Letztlich siegten die Franzosen aber doch und plünderten. Obwohl die Bewohner sich völlig ruhig verhielten und alles geschehen ließen, wurden sie gequält und misshandelt.

1796 
Im September 1796 bezog das französische Heer bei Mülheim ein offenes Lager und hielt dasselbe drei Monate lang. Der rechte Flügel reichte bis Dünnwald, der linke bis Thurn (heute Dellbrück). Das Heer lebte nur vom Raub, den es aus Feldern, Scheunen, Ställen und Häusern zusammenschleppte. Die Tatsache war, dass die Franzosen, als die nähere Umgebung ausgeraubt war, ihre Raubzüge sogar bis zur Sülz und Agger hin ausdehnten.

1797 
Nachdem die Franzosen im Dezember 1795 weiterzogen, kehrten sie im Frühjahr 1797 wieder zurück und lagerten diesmal zwischen Buchheim und Dünnwald. Und wieder mussten die Bewohner der umliegenden Dörfer Kontributionen leisten. Da jedoch nicht mehr viel für die Franzosen zu holen war, wurde ein Großteil der bis dahin in unserer Region erhaltenen Wälder niedergeschlagen und das Holz zu Geld gemacht. Welches Elend in den Folgejahren die Bevölkerung befiel, können wir einer Schilderung von Johann Bendel erfahren: 
,,Die Jahre 1798, 1799, 1800 waren die traurigsten und trostlosesten, die der Kreis je gesehen hat. Die von den Franzosen niedergetretene Bevölkerung rang mit dem Mangel. Die Gegenwart weiß und begreift nicht, wie unsere Vorfahren unter den Kriegsläufen gelebt und gelitten haben. Eine einmalige Plünderung ist schlimm, aber wenn sie zweimal, dreimal und noch öfter sich wiederholt, so ist das nicht zweimal, dreimal, sondern tausendmal schlimmer. Die letzte Kraft wird aufgerieben. Das Volk verliert den Mut, Not und Verzweiflung machen den ehemals fleißigen Bewohner zum Bettler und Räuber. Einen Beweis von der eingetretenen Verarmung bietet eine Bittschrift des Amtes Porz (also unseres Kreises) an unsern Landesfürsten: 'Wir sind mehr als zwanzigmal ausgeplündert, mehrmals für lange Zeit in die Wildnis und Waldung und in solch erbärmlichen Zustand versetzt worden, daß wir ohne Unterschied mit aller Anstrengung nicht mehr imstande sind, unsere zahlreichen Familien zu ernähren. Ob jemand vordem noch so wohlhabend war, so müssen wir doch jetzt alle betteln und zu unserem Unterhalte die Milde anderer Untertanen, die weniger hart angenommen sind, ansprechen. Den meisten fehlt es sogar an hinreichender Kleidung, ihre Blöße zu bedecken. Unsere Güter sind so mit Schulden beschwert, dass wir keine Anleihen mehr darauf machen können. Unsere Hausgeraiden sind längst geraubt und verkauft, und Früchte und Vieh ist keins vorhanden, viel weniger noch Pferde und Karrige.“

1801
Das die z.B. die Flittarder den Mut und die Lebenslust jedoch nicht völlig verlassen hat, zeigt die Tatsache, dass kaum nachdem im Jahre 1801 der Frieden von Luneville geschlossen war, auch schon wieder Schützenfest gefeiert wurde. Anton Paffrath errang beim Vogelschießen die Würde des Königs.

1810 – 1817
Befreiungskriege von der französischen Fremdherrschaft

1817 u. 1819
In diesen beiden Jahren herrschte eine große Hungersnot.

1829
Joh. Wilh. Zanders übernimmt die Schnabelsmühle. Gründungsdatum der Firma Zanders.

1837
Johann Cox beginnt in Bergisch Gladbach mit der Kalkbrennerei.

1838
Das Bensberger Schloss wird königlich-preußische Kadettenanstalt. Die letzten Stuckaturen und Fresken verschwinden bis auf geringe Reste.

1842
Jakob Offermann macht sich mit einer Gerberei selbständig. Bau der Straße von Mülheim nach Gladbach (1850 Erweiterung nach Wipperfürth).

1845
Baubegion der Laurentiuskirche. 25.9. Gründung des Gladbacher Gesangvereins "Liederkranz" durch Vinzenz von Zuccalmaglio.

1847
Grube "Weiß" bei Moitzfeld nimmt den Betrieb auf.

1851
Grube Berzelius.

1853
Bau der "Zinkhütte".

1856
Bergisch Gladbach erhält Stadtrechte.

1863
Eine postamtliche Verordnung macht "Bergisch Gladbach" zum endgültigen Stadtnamen.

1870/71
Deutsch-Französischen Krieg

1914 – 1928
1.Weltkrieg

1940 - 1948
Die Ereignisse des 2.Weltkrieges und dessen Auswirkungen sind uns allen noch in Erinnerung.


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