Herr Krause und sein Hund

Aktualisiert: 

Herr Kraus zog seine alte braune Jacke an. Tja das gute Stück hatte lange im Schrank gehangen und er durfte sie lange Zeit nicht anziehen. Seine Frau war der Auffassung gewesen, sie sei unmodern und abgewetzt. Er fand sie sehr bequem. Sein Hund legte ihm die Hundeleine vor die Füße und stand schon voller Erwartung an der Tür. Herr Krause lächelte und summte vergnügt vor sich hin. Als die beiden vor der Haustür standen lächelte er seinen Hund an.

Er erinnerte sich noch genau an jenen Tag im Herbst vor 14 Jahren. Wieder einmal war seine Frau jähzornig und so bestimmend gewesen. Tu dies tu das und hielt ihm eine Standpredigt, was für ein Waschlappen er doch sei. Was für ein Narr er wäre und statt seine Ellebogen zu gebrauchen und endlich von seinem Chef eine Gehaltserhöhung zu verlangen, damit sie endlich einen eigen Zweitwagen bekäme, er nur seine Zeit vertrödelte und immer noch auf der gleichen Stelle arbeitete. Wobei er doch so gerne Bus fuhr, und all den Menschen in ihrer Hektik zu sah und er sein Büro mit dem Blick auf diesen kleinen alten Hinterhofgarten so sehr mochte. Nun sie war so damit beschäftigt die gleichen Dinge ihm immer wieder vorzuwerfen, das sie durch die Straße in ihrem Block raste, vor bei am Kindergarten und Park. Und sie den kleinen herrenlosen Welpen übersah. Der Tierarzt meinte, der rechte Hinterlauf sei nicht mehr zu retten. Darauf hin erwidert Sie kühl. „Dann schläfern sie das Tier doch ein. „Es“ gehört ja zu keinem und sei es auch nicht wert zu leben. Herr Krause aber pflegte den Kleinen und tatsächlich schaffte es das arme Kerlchen. Sie aber wetterte von dieser Stunde an über den Träumer mit seinem Krüppelköter.

Herr Krause trottet neben seinem Hund daher, der vergnügt auf drei Pfoten lief und das steife Bein hinter sich herzog. Als Her Krause und sein Hund am Park ankamen machte sich eine Erleichterung in ihm breit. Beide mussten nur noch den Weg hoch entlang der grünen Mittelmaurer an diesem herrlichen Frühlingstag entlang laufen. Gewiss es würde dauern. Aber es war schön dem Gesang der Vögel dabei zu lauschen und die Kinder vergnügt zwischen den Blumenbetten spielen zu sehen. 
Der Weg führte direkt zu dem alten Anwesen. Dort lebten Menschen, denen alle das gleiche Schicksal zuteil wurde.
Wenn er dort ankam, würde er wieder zu jener leicht angegrauten Frau gehen, deren Silouete ihn an seine frühen Jahre erinnerte. Sie saß wie immer ganz still in ihrem Rollstuhl und hatte schon längst alles vergessen. Keine Spur von Bosheit in ihren Augen und keine Erinnerung an die fehlenden lieben Worte. Er würde in ihr fassungsloses Gesicht schauen und geduldig ihre Fragen beantworten, wie schon die letzten 6 Jahre. „Wer sind sie, mein Herr“. „Nun ich bin Herr Krause und möchte ihnen meinen Hund vorstellen.“ Bei diesen Worten legte der Hund meistens seinen Kopf in ihren Schoss. Und sie fing an zu lächeln während er die Worte des damaligen behandelten Arztes unhörbar vor sich hinmurmelte. „Verstehen sie die Erkrankung ihrer Frau an Alzheimer als eine Art Neuanfang.“